Carlos Vicente de la Plaza – die Gastarbeiter und der Spanische Schwabe
14. Juli 2021„19 oder Zeitvertreib?“ VereinsEvent 10.07.2021
21. Juli 2021
Gastbeitrag von Helena Daudrich
Diesen Artikel hatten wir seit letzter Woche in der Pipeline. Helena wohnt in Düsseldorf und es hätte wohl kaum jemand erwartet, dass das Thema Tod durch die Überschwemmungen so akut werden würde.
Wir senden allen Betroffenen in den Überschwemmungsgebieten unser tief empfundenes, ehrliches Beileid, Kraft und Heilung!
Inhaltsverzeichnis
Teil I – Ein Traum
Mein heutiger Traum ließ mich erneut über das Thema Tod nachdenklich werden.
Ich habe, ob dankenswerter Weise oder nicht, wenig bis kaum Erfahrung, auf die ich zurückgreifen kann.
Und doch beschäftigt mich das Thema bereits seit vielen Jahren.
Der Tod
Das Besondere an meinem letzten Traum über den Tod war, dass ich mich dafür entschieden hatte, bewusst zu sterben.
Nein, dabei ging es nicht um suizidale Gedanken, vielmehr der Entschluss, meinen Körper zum gewissen Zeitpunkt bewusst zu verlassen.
Lassen Sie sich gesagt sein, so ein Traum kann einen ziemlich umhauen!
Denn bewusst den Körper verlassen, beziehungsweise den Prozess des Sterbens anzutreten, bitte was?!
Dazu aber gleich mehr.
Den Tod vermeiden
Wie zuvor erwähnt, wurde in meinem Kindesalter das Sterben, das so wesentlich für und unabdingbar mit dem Sein verbunden ist, absichtlich von mir ferngehalten.
Vermutlich fürsorglich gemeint, allerdings an einer gesunden Einstellung zum Tod als unvermeidlicher Teil des Lebens vollkommen vorbei.
So fand ich mich, Jahre danach, als heranwachsende junge Frau, manchmal am späten Abend oder nachts im panischen Zustand im Bett wieder, als ich über die eigene Endlichkeit auf der Erde nachdachte.
Erfolgreich schaffte ich es, diese Gedanken, wie auch meine Mutter ihrerseits das Thema, von mir fern zu halten und zu ignorieren.
Elisabeth Kübler-Ross
Doch was gelernt werden will, sucht uns immer wieder Heim, zumindest so meine persönliche Erfahrung.
Als meine Lernaufgabe, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen wieder einmal an meiner Türe anklopfte, empfahl mir meine Freundin Tina Wiegand die auch mein Coach ist, die Biographie von Elisabeth Kübler Ross.
Das Buch sollte mich an das Thema heranführen und mir einen anderen Blickwinkel auf das Thema ermöglichen.
Es ist ein hervorragendes Buch für alle, die nicht partout die Akzeptanz anderer Meinungen/Erlebnisse ausschließen.
Tabuthema Tod
Ich war 27 und setzte mich erstmalig mit dem Thema auseinander.
So sehr mich das Unbekannte ängstigte.
Ich lernte, den Tod nicht länger als Tabu zu betrachten.
Dennoch wurde ich von meinem Umfeld schief angeschaut, wenn ich offen das Ableben thematisierte,.
Denn darüber „spricht man nicht“.
Nun denn, „man“ nicht, ich schon.
Teil II
In meinem Traum ging es um die Erkenntnis, dass ich definitiv sterben würde.
Es stimmte mich traurig und dennoch wusste ich, dass es meine Entscheidung war.
Den genauen Zeitpunkt konnte ich mir nämlich selbst aussuchen.
Ich konnte einfach die Augen schließen und den meine Zeit auf der Erde beenden.
Das hatte mich sehr verwundert, als ich aufwachte und darüber nachdachte.
So logisch und selbstverständlich es sich im Traum anfühlte, so verwunderter und aufgewühlter war ich nach dem Aufwachen.
Sibirien
Grundsätzlich ist die Vorstellung eines bewussten Ablebens mir nicht fremd, ich habe es nur nie im Bezug auf mich betrachtet, selbst in Träumen nicht.
Hier spielt meine Herkunft eine Rolle.
Ich bin in Russland, in Sibirien geboren und mit einem Selbstverständnis hat man sich Geschichten von Ältesten aus Dörfern erzählt, die, wenn die Zeit gekommen war, sich von den Angehörigen verabschiedeten und zum Sterben in die Berge gingen.
Auch in Burjatien (ein Teil des russischen Ostens) ist es anerkannt, dass spirituelle Menschen, die über gewisse Meditationspraktiken und seelische Reife verfügen, über ihr Ableben entscheiden können.
Wie bereits erwähnt, hier geht es keinesfalls um Suizid.
Es geht vielmehr um die Vorstellung einer seelischen Reife die erreicht wird.
Wenn die Zeit gekommen ist, erkennt die oder der Betroffenen, dass die Zeit, in andere Sphären überzutreten, gekommen ist.
Eine sehr mystische aber auch, wie ich finde, friedvolle Vorstellung.
Erschreckende Gedanken
Dass aber plötzlich ich, eine 35 jährige Frau, wohnhaft in dem behüteten Deutschland, davon träume, dass ich die Fähigkeit besitze, selbstständig über den Tod zu entscheiden, hat mich, gelinde gesagt, verwundert.
Getroffen hat mich der Traum aber auch auf einer weiteren Ebene.
Mir sehr nahe stehenden Personen hatten im Traum den Weg gewählt, mit Hilfe einer Spritze, das Ende selber zu bestimmen.
Wenn ich mir allerdings die aktuelle Entwicklung der letzten 1,5 Jahre anschaue, ergibt sich der Kontext…
Teil III
Ich würde behaupten, ich bin eine aufgeklärte Persönlichkeit.
Mich hat nie nur eine Sicht zufrieden gestellt.
Selbst wenn ich in meiner Überzeugung zu 100% sicher bin, strebe ich stets danach, die Sichtweise oder Argumentation des Gegenparts in Erwägung zu ziehen.
So empfinde ich es nur fair, mir meine Meinung auf einer möglichst objektiven Basis zu bilden.
Für welche Sichtweise ich mich letztendlich entscheide, hängt nicht nur von meiner Ratio ab.
Mein Bauchgefühl oder meine Intuition spielt dabei eine große Rolle.
Ich bin dankbar, dass mich diese soweit sehr gut begleitet und mir wohlgesonnen war, auch wenn sie mich manchmal in ein emotionales Chaos reingeritten hat.
Objektiv?
Nun stehe ich da, mit meinem Hang zur Objektivität und der Herausforderung, die Informationen auszuwerten, die auf einen einprasseln.
Die Medien empfinde ich übrigens insbesondere im Bezug auf die Pandemie als zunehmend aggressiv.
Ich habe allerdings so oder so meine eigene „Beziehung“ zu Medien. Nur allzu oft fühlte ich mich durch diese verraten oder manipuliert (wer in der Werbebranche arbeitet, bekommt dies vermutlich unzensiert mit).
Russisches Fernsehen
Ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten erinnern, als der Syrienkonflikt mit der Einmischung Russlands überall in den Medien breitgetreten wurde.
Ich schaute mir die deutsche Berichterstattung an und sah ein Video, welches beweisen sollte, wie vermeintlich russische Truppen angreifen.
Kurze Zeit später war ich bei meinen Eltern zu Besuch und sah in den russischen Nachrichten wiederum (die haben russisches Fernsehen) genau dasselbe Video mit den Untertiteln, es handele sich um den Angriff der gegnerischen Truppen.
Da fühlt man sich doch ziemlich veräppelt!
Mit den türkischen Quellen verhält es sich übrigens nicht anders.
Die Füße der Schlange
Nach einigen Vorfällen, wo ich mir auch selber die Mühe machte, im Nachgang an das Gesehene zu recherchieren, gab ich es auf.
Ich behaupte nicht, ich würde die Wahrheit kennen.
Aber bei einer so undurchsichtigen Lage will ich nicht mehr einer bestimmten Quelle die Deutungshoheit blind aussprechen.
Es gibt ein russisches Sprichwort, das in etwa so geht:
„die Wahrheit zu finden, ist wie bei einer Schlage nach Füßen zu suchen“.
Das trifft wohl meine Beziehung zu Medien am ehesten.
Umso mehr erfreut es mich, dass ich eine gute Verbindung mit meinem zweiten „Entscheidungsorgan“, meinem Bauch habe :o).
Manipulierte Medien
Sicher wäre es viel bequemer, sich für eine Seite zu Entscheidung und die anderen Argumente erst gar nicht zum Zuge kommen zu lassen.
Spätestens hier weigert sich aber mein Verstand.
Ich denke, Medien vertreten oft eine politische Meinung.
Komplett objektive Sender, die in neutraler Sprache berichten, findet man zunehmend schwieriger.
Meist spielt die Politik eine große Rolle.
Und die Politik hatte viel mehr Zeit, zu lernen, da will ich nicht so arrogant sein, zu behaupten, ich würde es durchblicken.
Gladiatoren
Ein schönes Beispiel der Manipulation und erquicklicher Vergnügung bilden für mich die Gladiatorenkämpfe.
Ein politisches Instrument, seine Kandidatur zu platzieren und von relevanten Inhalten abzulenken.
Wie bereits der Tagesspiegel im Bezug auf die Gladiatorenspiele schrieb
„Das Volk von Rom habe seine politischen Rechte verkauft“.
Im jubelnden Rausch und von der Brutalität der Tötungsdelikte gefangen, ließ sich die Bevölkerung von den eigentlich wichtigen Dingen gerne ablenken.
Wenn links eine Sirene losgeht und meine Aufmerksamkeit vereinnahmt, ist der Impuls, den Kopf nach rechts zu drehen, gering.
Zu schade, vielleicht hätte eine Gefahr dann abgewendet werden können.
Leckerli und Spritze
So profan es sich anhören mag, an der Stelle denke ich an das knuffige Video mit dem Tierarzt, der einem süßen Bulldogge Welpen mit einer vorherigen attraktionsreichen Vorstellung ein Leckerli präsentiert.
Die Bulldogge, sobald das Leckerli endlich in Reichweite ist, danach schnappt und es mit Appetit verschlingt.
Der Tierarzt ihr dabei eine Spritze verpasst und sie voller Freude über das Leckerli nicht mal bemerkt, dass sie ungewollt gegickst und geimpft worden ist.
Teil IV
Was also glauben zum Zeitpunkt der Pandemie?
Wie weit duldet unsere Gesellschaft mittlerweile überhaut ein Hinterfragen oder eine anders klingende Meinung?
Was darf man sich erlauben, zu denken?
Hetzjagd
Ich muss sagen, ich komme mir aktuell wie bei einer Hetzjagd vor.
Es beginnt ja bereits damit, dass einige meiner Freunde das Gefühl haben, sich dafür entschuldigen zu müssen, dass sie eben mal genießt haben. Dass ich sie dabei mit einem Lächeln anschaue und das zuvor doch für selbstverständlich gehaltene „Gesundheit“ über die Lippen bringe, irritiert sie beinahe.
Diese Reaktion auf ein „Gesundheit“ sollte bei keinem selbstverständlich sein.
Zumindest ist dies meine Überzeugung.
Sie zeigt mir nämlich wie tief die Angst schürende Propaganda bereits fortgeschritten ist.
Reguläre, gesellschaftliche Umgangsformen scheinen Tabu, Verständnis für jemanden zu haben weicht einer regelkonformen Denke und einem möglichst Vorgaben konformen Lebensstil gewichen zu sein.
Propaganda
Mag sein, dass es den einen oder anderen gibt, der bei dem Wort „Propaganda“ gezuckt hat.
Schaue ich mir allerdings die Definition des Wortes an „Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen“ so scheint sie mir genau zuzutreffen.
Gefühlt, gibt es in den Nachrichten oder TV-Sendungen keinen Platz für ein gesundes Hinterfragen.
Sofort wird man als Verschwörungstheoretiker abgetan.
Es gibt nicht mal eine graue Zone.
Und was ist, wenn ich einfach nur die ganzen Entwicklungen skeptisch betrachte und es sich für mich falsch anfühlt?
Tja, dafür scheint es keinen Platz zu geben.
Aluhut
Nur noch bei den „Alu-Hut-Trägern“ scheint man willkommen.
Nicht zu vergessen, wenn ich den meisten Äußerungen folge, dann dürfte ich, weil ich mich nicht impfen lassen möchte, auch unweit der rechten Szene sein.
Puhhh, das muss ich erst verdauen, dass mir so etwas in einem hoch entwickelten Land widerfährt, von dem ich überzeugt war (und eigentlich ja immer noch bin), es steht für freie Meinungsäußerung und gewehrt jedem das Recht auf die in der Verfassung geschützten Werte.
Oder fällt dies zugunsten einer vermeintlichen Sicherheit zum Opfer?
Denn als radikal empfinde ich mich nicht, ich mag die rechte Szene nicht und ich habe nur einen Hut und der ist aus Schurwolle.
Ich fände es großartig, wenn die Gesellschaft akzeptiert, dass sich jeder seine Meinung selber bilden darf.
Entscheidungen
Bevor ich jedenfalls zu weit abdrifte, nochmal zurück zu meinem Traum.
Der zweite Aspekt war, dass mir nahestehenden Personen sich lieber für eine Spritze entschieden, um es hinter sich zu bringen und in Ruhe gelassen zu werden.
Nun, auch außerhalb des Traums dreht sich derzeit alles um die Spritze.
Nach meinem individuellen Empfinden, wurde der Impfstoff in Rekordzeit zugelassen.
Die Kürze auch der Erprobungsphase machte es für mich suspekt, da die Langzeitauswirkungen in der Zeit ja nicht mal die Chance gehabt hatten, untersucht zu werden.
In der Zeit, wo Politiker sich für die Schnelligkeit haben feiern lassen, hat mich genau das stutzig werden lassen.
Wenn jemand sich ebenfalls daran erfreut hat, dass endlich der Impfstoff auf dem Markt war, Bitteschön, da habe ich nichts gegen.
Ich bin weitsichtig genug, den Wunsch der- oder desjenigen zu akzeptieren.
Auch an meiner Freundschaft diesen Personen gegenüber hat sich nichts verändert.
Diese Toleranz erwarte ich aber auch von der Gegenseite.
Selbstbestimmung
Ich erlebe allerdings zunehmend, dass viele aus meinem Umkreis sich gerade wegen des hohen Drucks aus dem Freundeskreis, dem Kollegium oder dem Druck des Arbeitgebers impfen lassen.
Der Wunsch, nicht ausgestoßen zu werden und weiterhin dazu gehören zu dürfen ist größer als der empfundene Selbstschutz.
Wie schade, dass das überhaupt erst in zwei unterschiedlichen Waagschalen liegt.
Und so lässt man die Prozedur lieber über sich ergehen, um es hinter sich zu bringen und in Ruhe gelassen zu werden.
Der Mut zum Nein
Wie gesagt, jeder darf für sich entscheiden.
Jedermanns Alarmglocken sollten aber angehen, wenn der Entschluss nicht aus eigener Überzeugung, sondern aus einer Drucksituation heraus erfolgt, die teils an Erpressung grenzt.
So denke ich an einen jungen Mann, der als Azubi in einem Unternehmen, das Gespräch meines Bekannten aus selbigem Unternehmen suchte.
Er hat die erste Impfung machen lassen, da er auch Druck von seinem Meister bekam und von Kollegen aggressiv aufgezogen wurde.
Mittlerweile ist er total verunsichert, denn eigentlich wollte er die Impfung nicht.
Das Gefühl, seine Überzeugungen zugunsten einer gesellschaftlichen Zugehörigkeit verraten zu haben, lässt ihn verzweifeln.
Auch fürchtet er um die Langzeitauswirkung.
Wie traurig, dass er in jungen Jahren so eine Erfahrung machen musste.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich der (emotionale) Schaden in Grenzen hält und er an Menschen Anschluss findet, die ihn wertfrei akzeptieren und Trost spenden können.
Es wäre mehr als bedauerlich, wenn der fehlende Mut zum Nein gar dem Tod vorzeitig die Türe öffnen würde.
Wer mit dem Tod zu tun hat und gerade ein wenig Trost braucht, dem sei „Das Leben vor der Geburt“ von Tina Wiegand empfohlen, das man sich
hier kostenlos herunterladen kann.
Lesen Sie zum Thema auch: Narzissmus, Tod und Todesangst
4 Comments
Liebe Helena, vielen Dank für Deinen mutigen Beitrag, um das Thema „Tod“ aus unserer gesellschaftlichen Tabuzone zu holen. Deine Perspektive und Hinweise sind für jene, die von diesem Teil des Mensch Seins „eingeholt“ werden, sicherlich sehr wertvoll. Denn meist fehlen hier vor allem die Worte.
Danke Dir, liebe Helena für diesen Artikel, der nachdenklich macht. Für mich ist das Thema gerade auch sehr relevant, da ich gerade eine 91-jährige Dame begleite, die nicht in der Situation der Weisen aus Sibirien ist. Von tod-komptenten Menschen in ihrem Umfeld ist kaum eine Spur. Danke also nochmal für Deine Impluse.
super geschrieben Helena. viele wichtige und mutige Gedanken! Ähnliches habe ich bei einer 24jährigen jungen Frau erlebt, die vollumfänglich informiert war und sich eigentlich dagegen entschieden hatte, aber ihr Freund hat sie dann „überzeugt“.
[…] tröstliche Bücher zum Umgang mit dem Tod sind sehr empfehlenswert, weil sie […]