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Gastbeitrag von Carlos José Vicente de la Plaza
Der StarFotograf und Künstler José Carlos Vicente de La Plaza ist Kind eines Gastarbeiters und Spanischer Schwabe. Sein Vater kam als Gastarbeiter nach Deutschland und ist geblieben. Carlos gibt uns hier einen Einblick in seine Sicht der Dinge, wie es ist, heute als Spanischer Schwabe in Deutschland zu leben.
Seine Bilder findet Ihr auch auf Instagram:
cavicongmbh
Inhaltsverzeichnis
José Carlos Vicente de la Plaza
Mein Name ist José Carlos Vicente Plaza, geboren 1974 in Ulm.
Mein Vater kam mit 16 Jahren mit meinem Opa und seinem Onkel 1967 als „Gastarbeiter“ nach Deutschland.
Sechs Jahre später gründete mein Vater seine Familie in Deutschland, woraus ich als Erstgeborener stamme.
Zur damaligen Zeit hatte der deutsche Staat Verträge / Kooperationen mit den anderen Staaten geschlossen, um Menschen aus deren Ländern in Lohn und Brot zu bringen.
Wie ich persönlich finde, war es damals eine gelungene Symbiose mit einem gerechten und gut überlegten Plan.
Gastarbeiter in den 50gern
Die Gastarbeiter kamen erstmalig in den 1955er Jahren aus Italien.
In der darauffolgenden Zeit, um 1960, folgten Griechen und Spanier.
Ergänzend wurden in Deutschland Jugoslawen, Türken und Nordafrikaner (Tunesier / Marokkaner) als Gastarbeiter mit aufgenommen.
Mein Opa und Onkel kehrten Mitte der 1980er Jahre wieder zurück nach Spanien.
Meine Eltern sind geblieben und haben sich eine zweite Heimat in Deutschland aufgebaut.
In Deutschland leben kann nicht jeder Gastarbeiter.
(Die Deutschen sind sehr ernst und rational und das Wetter ist eine Katastrophe für jeden, der aus dem sonnigen Süden kommt. Anm. der Red).
Mein Opa „befahl“ seinen weiteren drei Söhnen mit nach Deutschland zu kommen.
Die drei jungen Männer kehrten jedoch sehr schnell nach Spanien zurück; das sage ich völlig ohne Wertung.
Klare Struktur
So oder so ähnlich wird es mit vielen anderen Familien aus den anderen Nationen gewesen sein in Deutschland.
Zur „klassischen“ Gastarbeiter-Zeit war alles klar geregelt und es gab eine gewisse Freiheit.
Die Freiheit beschreibe ich folgendermaßen:
Den Gastarbeitern wurde als „Starthilfe“ einfach Unterkünfte wie z.B. Baracke, Wohnquartiere etc. zur Verfügung gestellt.
Es waren einfachste Bauten, mit Gemeinschaftsküche und gemeinschaftlichen Sanitäranlagen.
Als Kind habe ich in solch einer Unterkunft viel Zeit verbracht mit meinem Opa und Onkel.
Meine Eltern und mein Opa und Onkel haben im Schichtdienst gearbeitet.
Gemeinschaft und Nachwuchs
So war es der „Gemeinschaft“ möglich ihren Nachwuchs zu betreuen.
Das war bestens organisiert und abgestimmt zwischen der Firma und der Familie.
In unmittelbarer Nähe der Baracke lebte ich mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer 3-Zimmer-Dachgeschosswohnung.
Uns fehlte es an Nichts.
Das war damals auch unserer Sicht eine klare und saubere Beziehung zwischen uns Gastarbeitern und der Bundesrepublik Deutschland.
Die neue Einwanderungspolitik
Die letzten Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte, hat mir die „Einwanderungspolitik“ meiner deutschen Heimat Kopfzerbrechen bereitet.
1990er Jahr nach dem Mauerfall war ich beeindruckt über die Menge an Migranten die damals zu uns in die Stadt kamen.
In dieser Zeit war deutlich eine Zuwanderung aus östlich gelegenen Ländern zu verzeichnen, wie z.B. Polen, Rumänen, Bulgaren etc.
Baracke versus Ghetto
Unsere Baracke hatte circa 16 Zimmer.
Im Vergleich dazu: Die Amerikaner lösten in der Nachbarstadt ihren Stützpunkt auf – geschätzte 500 Wohnungen.
Diese wurde dann als Unterkunft für die Migranten genutzt.
Es war kein angenehmer und schöner Ort, sondern nicht fröhlich und bedrohlich.
Lange Zeit habe ich diesen Stadtteil, der sich wie ein Ghetto anfühlte, gemieden.
Die Baracke war im Vergleich das idyllisch, das Getto hingegen erdrückend und ratlos.
Dieser Stadtteil wirkte irgendwie verloren.
Es hat eine Weile gebraucht, bis ich die ersten Jugendlichen von dort kennengelernte.
2015
Die Bundeskanzlerin Merkel hatte , bedingt durch die Wirtschaftskrise in Spanien, das Land regelgerecht abgeschlachtet und wie ein Vampir ausgesaugt.
Ich war schockiert.
So kannte ich Deutschland nicht.
2015 erlebte ich die große Einwanderungswelle, die nach Deutschland kam.
Anfangs war ich äußerst kritisch bezüglich diesen „Maßnahmen“.
Systemische Gedankenbildung
Doch ich war den Deutschen gegenüber noch voller Vertrauen und dachte, wenn die Deutschen so sehr überzeugt waren, von der Notwendigkeit zu helfen, dann konnte das nicht falsch sein.
De Kraft in der systemischen Gedankenbildung änderte meine Meinung zur „Migrationspolitik“.
Hinzu kam das Mantra-artige wiederholen „wir schaffen das“ der Kanzlerin Merkel und das beruhigte mich en wenig.
Ich traute den Deutschen sehr viel zu.
Dennoch waberte eine latente Abneigung gegen dieser Politik in mir.
Eifersucht
Ich entwickelte eine gewisse Eifersucht.
Diese wurde durch ein persönliches Erlebnis gefüttert.
Bei der Wohnungssuche für meine Familie stellen wir fest, dass die neuen Geflüchteten anders als wir damals, Privilegien genossen.
Sie bekamen von der Stadt Neubauwohnungen bezahlt, mussten aber im Gegenzug nichts dafür tun.
Wir selbst waren gefordert und standen unter Druck ein neue Behausung zu finden.
Wir zogen weit weg von der belagerten Hauptstadt – allerdings an einen richtig schönen Ort.
Arbeit und Unterkunft
Die Gastarbeiter früher lebten in einfachsten Unterkünften und hatten ihren Arbeitsplatz.
Es war die Arbeit mit der Unterkunft verknüpft.
Im weiteren Sinne bedeutet das, dass eine Firma sich entsprechendes Personal aus dem Ausland holte und versorgte.
Es war ein kontrollierter Vorgang, in dem Politik gemeinsam mit der Wirtschaft plante und handelte.
Illegales Chaos
Wenn ich die Einwanderungsstrategie der vergangenen, sagen wir mal, sechs Jahre betrachten, so empfinde ich es als „planlos“.
Die Regierung begründet ihr Handeln mit dem Bedarf an Fachkräften in Deutschland.
Dabei vergisst die Regierung, dass faktisch ein Anwerberstopp aus dem Jahre 1973 rechtlich noch gültig ist.
Dieser Anwerberstopp wurde vom damaligen Arbeitsminister Arendt, bedingt durch die Energiekrise verhängt.
Nüchtern betrachtet sind die Maßnahmen der Bundesregierung der vergangenen Jahre illegal.
Unkontrolliert
Die unkontrollierte Einwanderung nach Deutschland gefährdet den Wohlstand und die Sicherheit von uns allen.
Es werden zu viele Menschen unkontrolliert angespült.
Der Unterschied von damals zu heute, eklatant.
Der Aufenthalt in Deutschland war an Bedingungen geknüpft.
Die Person hatte einen Arbeitsplatz und der Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland war zeitlich begrenzt.
Wenn ich in den Nachrichten höre und lese, dass heute sogar kriminelle und gewaltbereite Menschen ohne Genehmigung in Deutschland verweilen dürfen, dann verstehe ich das System nicht mehr.
Die letzten schrecklichen Ereignisse in Würzburg oder in unserem Nachbarland Österreich in Wien, beweisen, auf eine schreckliche Art, dass die Einwanderung aus dem Ruder gelaufen ist.
Anwerbestopp
Als der Anwerberstopp ausgerufen wurde, hatten die Gastarbeiter Angst, dass sie, wenn sie für eine Weile in die Heimat zurück gekehrt waren, nicht mehr einreisen durften.
Dadurch mussten die Menschen überlegen, was sie wollen.
Es hat sie bei der Entscheidungsfindung wo und wie sie leben wollen, maßgeblich unterstützt.
Mit dieser Erkenntnis, frage ich mich, wie das System in Deutschland zukünftig funktionieren soll.
Der Staat hat sich in der Sache Immigration einer Eigentorflut ausgesetzt.
Jetzt möchte er die Verantwortung auf die Bürger abwälzen.
Doch die sind die falschen Adressaten in dieser Angelegenheit.
Hiermit spiele ich den Ball mit diesen verfassten Zeilen an die Regierung zurück!
Verantwortung eines Spanischen Schwaben
Als reingewachsener Gastarbeiter fühle ich mich solidarisch mit Deutschland und verpflichtet auf diese Diskrepanzen hinzuweisen.
Ich gehöre keiner politischen Ideologie an, ich bin weder links noch rechts, sondern Mitte der Gesellschaft.
Die Politik ist für die Bundesrepublik Deutschland schadhaft und gefährlich für den Frieden – und das nicht nur in Deutschland.
Als hier geborener „Ausländer“ fühle ich die Verantwortung, meinen Beitrag zu leisten, dass es in Deutschland friedlich bleibt.
Als Teilnehmer an dieser Gesellschaft muss ich meinen Beitrag leisten, damit die teutsche Kultur und die teutschte Lebensweise erhalten bleiben oder besser gesagt wieder auflebt.
Denn die deutsche Kultur ist eine gute, fremden-freundlich Sache.
Fazit
Für die Abschlusszeilen habe ich nach einer passenden Redewendung gesucht.
Mir fiel die Redewendung „die Lanze brechen“ als erstes ein.
Jedoch finde ich zu diesem Thema die Redewendung: „Auf die Barrikaden gehen“ mehr als passend.
Wir, die in „Deutschland“ geborenen Ausländer müssen gemeinsam mit den Deutschen unsere Stimme erheben und die Rechte dieses Landes schützen und verteidigen.
Wir müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die deutsche Geschichte wieder in die richtige Umlaufbahn kommt.
So wie die Geschichte aktuell geschrieben wird, darf es nicht weitergehen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen deutschen Vorfahren dieses wunderbaren Landes bedanken.
Als spanischer Schwabe ist es mir eine Ehre ein Teil dieser Geschichte zu sein.
2 Comments
Danke, Carlos!
*Schluck*
Deine beeindruckenden Zeilen darf ich erst mal wirken lassen.
Sehr interessant Deine Perspektive so ausgedeutscht lesen zu können.
[…] Buch von Carlos Vicente de la Plaza wird gerade fertig gemacht. Es fehlen für den Abspann noch ein paar Texte und Fotos von Carlos […]